Die Resonanz der Seele
Meine musikalische Entwicklung ist eine Jahrzehnte umspannende Reise und ein lebendiges Statement gegen die Starrheit. Sie ist geprägt von vielfältigen Interessen, einer intensiven Beschäftigung mit unterschiedlichsten Instrumenten und Musikstilen und einem beständigen Drang zur Entdeckung.
Das zentrale Thema dieser gesamten Entwicklung ist die IMPROVISATION. Sie ist der Motor, der meine Neugier an anderen Musikkulturen befeuert und mich stets in die Tiefe der Materie vordringen lässt.
Zurück zu den Wurzeln
Nach einer Ära, in der ich quasi mit der Entwicklung der Synthesizer groß wurde und jede bahnbrechende Innovation von den 1970er Jahren an erlebte – bis hin zum prägenden Yamaha DX7 – vollzog sich eine entscheidende Wende. Die Erkenntnis, dass moderne, digitale Instrumente häufig darauf ausgerichtet waren, andere Instrumente zu imitieren, führte zu der existenziellen Frage:
„Was mache ich hier eigentlich?“
Das Absurde der Imitation, also „Instrumente zu spielen, die man eigentlich nicht spielt“, leitete die Rückkehr zu meinen Wurzeln ein.
Heute stehen akustische Instrumente an erster Stelle. Es ist die Rückkehr zur Authentizität und zum lebendigen, natürlichen und analogen Klang. Das Vinyl hören ist dabei ein symbolisches Ritual dieser logischen Rückbesinnung.
Die Palette der Instrumente und Kulturen
Meine formale Ausbildungen, ein Studium der Kirchenmusik an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf (Abschluss A-Examen) und ein Aufbaustudium in Wien bei Prof. Herbert Tachezi (Improvisation und Literaturspiel), legte das klassische Fundament als Organist und Pianist, Chor- und Orchesterleiter.
Doch die Neugier führte mich weit darüber hinaus zu einer einzigartigen Sammlung von Instrumenten, die alle auf ihre Weise die Expressivität und Modulationsfähigkeit des Klangs betonen.
Klavier
Das akustische Klavier ist für mich weit mehr als nur ein Instrument; es ist ein lebenslanger Begleiter und eine tägliche Inspirationsquelle. Jeden Tag aufs Neue schenkt mir dieses wunderbare Instrument Momente der Klarheit und Kreativität.
Orgel
Was mich von Anfang an faszinierte, war nicht so sehr die schiere Klangfülle, die viele Menschen mit der Orgel verbinden, sondern vielmehr die unendliche Faszination der verschiedenen Klangfarben und Kombinationen. Die Registrierung ist ein kreativer Akt für sich – die Möglichkeit, durch die Wahl der Register völlig neue, orchestrale Welten zu erschaffen, ist einzigartig.
Bayan, Knopfakkordeon
Die überlegene Logik des Knopfakkordeons und die innige Balg-Modulation.
Druckwindharmonium
Die Brücke zwischen Orgel-Registertechnik und Akkordeon-Klangformung.
Kontrabass / E-Bass, Fretlessbass
Die Entdeckung der Linearität und des singenden Fretless-Klangs für orientalische und asiatische Tonsprachen.
Guqin
Die ultimative Reduktion und Konzentration, die als reines Meditationsinstrument dient.
Bandoneon
Die Begegnung mit dem Bandoneon markiert dabei einen wichtigen Punkt der Selbstreflexion: Trotz größter Faszination zwang mich das unlogische, wechseltönige System, meine Grenzen zu erkennen und schweren Herzens das Ziel dieses Instrument zu beherrschen loszulassen. Meine Begeisterung für das Bandoneon ist hingegen unverändert !
Der Wandel der Begeisterung: Mahalia Jackson
Mein Weg führte mich durch alle musikalischen Stile – bis hin zur komplizierten zeitgenössischen Musik. Doch es gab einen Punkt, an dem mich nichts mehr wirklich begeistern konnte.
Die musikalische Wiedergeburt fand statt, als ich Mahalia Jackson für mich wieder entdeckte. Die außergewöhnliche Stimme, ihre Persönlichkeit, die Gospelmusik, die amerikanische Geschichte und der Kontext der Civil Rights Movement, lösten eine tiefe, neue Begeisterung und Verbundenheit aus. Diese Wiederentdeckung steht für die emotionale Ehrlichkeit, die ich heute in meiner Musik lebe und in so viel anderer Musik heute vermisse.
Musik als spirituelle Heimat
Durch Hingabe, Neugier und Improvisation entsteht meine Musik, die sich im ständigen Wandel befindet. Sie schöpft aus einem breiten Spektrum, das von Mahalia Jackson, Johnny Cash über Richard Strauß und klassische zeitgenössische Musik bis hin zu asiatischer, orientalischer und keltischer Musik reicht.
Meine spirituelle Überzeugung fließt direkt in mein Schaffen ein: Musik ist für mich immer spirituell! Sie ist es vor allem dann, wenn sie neue, individuelle, lebendige Formen erschafft, die den Hörer in eine andere Welt versetzen. Die Anschauung des Taoismus, das Praktizieren von Qi Gong und Meditation bilden die spirituelle Heimat, die sich in der Stille und der Formung des Klangs widerspiegelt.
Lehre und Forschung
Meine umfassenden Erfahrungen sind in meine berufliche Tätigkeit eingeflossen:
Tätigkeiten: Als Improvisator, Autor und Dozent mit Konzerten, Workshops, Musikproduktion (YouTube Videos) und Artikeln in Fachzeitschriften.
Leitung: Langjährige Erfahrung als Chorleiter und Orchesterleiter.
Forschung: Umfassende Forschung über das Leben und Werk von Mahalia Jackson und den Wiener Harmoniumbauer Teofil Kotykiewicz.
Pädagogik: Gründung und Leitung einer „Klavierschule für Erwachsene“ in Wien (2008-2012), Lehrtätigkeiten an verschiedenen Schulen und Fortbildungseinrichtungen, Meisterkurse im Bereich Improvisation.
Publikationen: Veröffentlichung des Buches „it came out of the blue“ (2006/2011), eine Anleitung zur Klavierimprovisation und vielen Workshops und Artikeln in diversen Fachzeitschriften.
Dieser Weg, meine Weg – von der klassischen Ausbildung über die elektronische Euphorie zur spirituellen Rückbesinnung auf den analogen, modulierbaren Ton – definiert meine musikalische Identität heute als eine Synthese aus tiefstem Wissen, unstillbarer Neugier und spiritueller Hingabe.