Faszination und Grenze
Nach der tiefen Verbindung zum Knopfakkordeon entdeckte ich auch das Bandoneon, ein Instrument, das in seiner Seele dem Akkordeon sehr verwandt ist. Fast alles Gesagte zum Akkordeon trifft auch auf das Bandoneon zu: die Stimmzungen, die lebendige Tonerzeugung durch den Balg und die intime, körperliche Verbindung.
Was das Bandoneon jedoch besonders macht, ist seine noch größere Expressivität. Es ist in der Lage, eine tiefe Melancholie und Leidenschaft zu transportieren, die es unter anderem zum unangefochtenen König des Tangos macht.
Die Herausforderung: Ein unsystematisches Tonsystem
Die große Hürde, die dem Bandoneon innewohnt, ist sein Tonsystem, das keinen logischen Aufbau hat. Es ist wechseltönig – derselbe Knopf erzeugt je nach Balgrichtung (Ziehen oder Drücken) einen anderen Ton. Im Gegensatz zum Bajan, dessen Layout über die Balgrichtung hinweg logisch bleibt, ist das Bandoneon extrem herausfordernd. Gerade für die Improvisation, die einen so großen Teil meiner musikalischen Identität ausmacht, muss ich das Instrument blind beherrschen. Das unlogische System macht einen späten Einstieg problematisch, da die mentale und physische Automatisierung Jahre der reinen Hingabe erfordert. Durch meine anderen Instrumente, fehlte mir dazu einfach die Zeit.
Trotz aller Begeisterung musste ich hier meine Grenzen erkennen und schweren Herzens eine Entscheidung treffen. Die Einsicht, dass ich nie ein zufriedenstellendes Niveau auf diesem Instrument erreichen kann, führte zum bewussten Loslassen. Dennoch bleibt die Faszination für das Instrument und seinen einzigartigen Klangcharakter bestehen. Das Bandoneon steht somit als ein Symbol für die Erkenntnis, dass musikalische Liebe nicht immer zur Meisterschaft führen muss.
Die folgende, einzige Aufnahme die ich auf dem Bandoenon gemacht habe, dokumentiert den damaligen Stand.